Auf Instagram habe ich euch gefragt, wie ihr den Corona-Alltag erlebt.
Hier der Text von einer Person, die anonym bleiben möchte:
Verwirrung.
Mein Alltag in diesen Zeiten des Coronavirus fühlt sich merkwürdig verdreht an. Die Erde dreht sich im normalen Tempo und trotzdem ist es, als hätte sich eine dunkle Wolke über meine Welt gelegt. Eine Corona-Wolke. Die Medien bringen Beitrag um Beitrag, Zahlen, Ratschläge und (Falsch)-Informationen. Woran soll ich glauben? Welche Verantwortung trage ich für mein Umfeld?

Angst.
Hätten wir uns letztes Jahr in einer solchen Krise befunden, hätte mir das wahrscheinlich das Leben gekostet. Nicht weil ich ein Risikopatient bin, sondern weil ich in meinem Kopf bereits auf der Brücke stand.
Im letzten Jahr habe ich schrittweise gelernt, meine Emotionen zu erkennen, sie wertzuschätzen und sie zu akzeptieren. Und trotzdem bleibt die Angst. Die Angst, noch einmal in diesem sonnenlosen Loch festzusitzen und keinen anderen Ausweg mehr zu sehen als die Erlösung.
Ich laufe durch die Strassen und sehe verängstigte Gesichter. Meine Mitbewohner haben leere Augen und der Stress der Umstände und auch die zwanghafte Isolation zerrt an der Geduld. Ich habe Angst um sie. Ich habe Angst um mich.
Wut.
Dauernd wird über die Auswirkungen auf die Wirtschaft gesprochen. Doch was sind die psychischen Folgen dieser Krise?
Die häusliche Gewalt, die steigt. Die Depressionen, Angstzustände und Unsicherheiten, die stetig zunehmen, weil das eigene Leben auf einmal nicht mehr sicher scheint. Die Kinder, die in Heimen untergebracht werden, weil die Eltern überfordert sind. Was passiert mit den Menschen auf der Strasse? Und wo bleiben die Stimmen für die Asylsuchenden?
Einsamkeit.
Ich fühle mich merkwürdig alleine. Ich vermisse meine Familie, meine Freunde. Ich vermisse sogar die vollen Züge zu den Stosszeiten und die Menschenmengen in den Parks. Ich vermisse die lockere Frühlingsstimmung, Menschengruppen die in Bars anstossen, Feste feiern oder mit einem Kaffee ein Buch lesen. Ich vermisse die Bibliotheken und sogar die überfüllten Supermärkte.

Hoffnung.
Und dann ist da noch eine Stimme in mir, die mir tröstend versichert, dass es vorbei gehen wird, dass ich keine Angst haben muss, dass wir Menschen daran wachsen werden. Ich bin gerührt über plötzliche Hilfsangebote von Fremden, unsere Solidarität für unseren Helden in dieser Krise und die mitfühlenden Nachrichten von unseren Liebsten, die sich vergewissern, dass es uns gut geht.

Wir sitzen alle im selben Boot. Schaut zu einander. Seid feinfühlig, respektvoll und wertschätzend. Wir müssen da nicht alleine durch.
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