Die Bloggerin Michaela Ziehm (@michaelaziehm), schrieb diese Woche in einer ihrer Instagram-Stories: „Sonnentage sind die Tage, an denen mir nochmal extra bewusst wird, dass ich psychisch krank bin.“
Wie wahr! Denn während die meisten das schöne Wetter geniessen, von ihrem Spaziergang Fotos auf Instagram posten, sass ich oft Zuhause und versteckte mich vor dem Wetter.
Denn ich wusste: Eigentlich würden mir die Sonnenstrahlen guttun. Eigentlich wäre mein Körper froh um ein wenig Bewegung und eigentlich würde mir die frische Luft helfen, klare Gedanken zu fassen.
Doch ich hatte keine Lust. Vielmehr bewirkte das gute Wetter ein Gedanken-Gewitter: „Wie soll es mir jemals besser gehen, wenn ich mich vor dem warmen, klaren Wetter verstecke? Ich bin selbst schuld, dass ich depressiv bin! Wahrscheinlich habe ich gar keine Krankheit – ich bin einfach nur faul.“ Verständlicherweise helfen solche Gedanken nicht, die Situation zu lösen. Sie bewirkten lediglich, dass ich Sonnentage und Menschen, die die Sonnentage genossen, verabscheute. Denn jedes mal wurde ich daran erinnert: Remo, du bist nicht normal.
Achtsamkeit
Zeitsprung ins Jetzt: Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich gerade in den Bergen. Zwei Tage Urlaub. Warum? Weil die Sonne scheint und ich nicht genug von diesem blauen Himmel bekomme! Schaut! ⬇️

Ja, das bin tatsächlich ich, wie ich die Sonnenstrahlen geniesse. Ich kanns selbst kaum glauben.
Eigentlich wollte ich schreiben, dass ich die sonnigen Tage „wieder“ geniessen kann – aber ich mag mich nicht daran erinnern, es jemals getan zu haben. Selbst im Kindergarten, als wir am Morgen das Lied „Oh du goldigs Sünneli, tue doch wieder schiine (Oh du goldene Sonne, scheine doch wieder)“ sangen, hoffte ich, dass die Sonne diesen Beschwörungssatz überhören würde und weg bliebe.
Wie auch immer: Es tut gut, zu merken, dass ich mehr und mehr Freude in mein Leben lassen kann.
Gerade jetzt ist der liebevolle Umgang mit mir selbst wichtig. Denn ich neige dazu, die erreichten „Erfolge“ gleich zu Standards zu machen. Heisst: Ein Teil von mir erwartet nun, dass ich mich von nun an über jeden Sonnestrahl wie blöd freuen muss. Dieser Druck wiederum macht es mir schwer, meine Freude am Wetter zuzulassen. Irgendwie schon krass, was das gewohnte Denken für eine Macht ausüben will. Kennt ihr das auch?
Darum versuche ich, achtsam diese Gedanken wieder loszulassen und die Sonne als Freundin und nicht als Gegnerin zu sehen. In den letzten Tagen klappte dies erstaunlich gut!
Zu guter Letzt möchte ich mit den Worten von Michaela schliessen. Denn auch sie scheint meine Problematik genaustens zu kennen: „[…] Und vor allem nicht von mir zu erwarten, dass ich „wie die anderen“ bin. Das ist mir gegenüber nicht fair. Aber auch den anderen gegenüber nicht. Die sind nämlich auch nicht alle einfach nur normal, sondern jeder trägt sein Päckchen.“
Ich freue mich, euch nächsten Freitag wieder hier antreffen zu dürfen!
Herzlichst,
Remo