Warum Bedeutungslosigkeit entlastend ist

Der Volpe_Bedeutungslosikgkeit

„Manchmal passieren Dinge und sie haben nichts zu bedeuten.“

An diesen Satz meiner Therapeutin denke ich in letzter Zeit sehr oft. Denn genau so oft oder noch häufiger interpretiere ich die Begebenheiten in meinem Leben.

Was will mir das Leben damit mitteilen?

Wenn ich den Anschlusszug verpasse, denke ich: „Was will mir dies nun sagen? Heisst das, dass ich auch in meinem Leben den Anschluss verpasse?“ Oder wenn ich einkaufen gehe und mich an der Kasse ein mürrischer Verkäufer bedient: „Will mich das Leben nun testen, ob ich mich von seiner schlechten Stimmung beeinflussen lasse?“

Der Grund, warum ich überall „Lebens-Lektionen“ sehe und vieles hinterfrage, ist, dass ich schlussendlich so aus meinen depressiven Tiefs komme.
Stecke ich in einem Tief fest, stelle ich mir folgende Fragen: „Was hat mich in dieses Tief geführt? Welche körperlichen Vorzeichen habe ich übersehen? Was tut mir jetzt im Moment gut, damit ich wieder Boden unter den Füssen bekomme?“

Diese Hinterfragerei führt im besten Fall dazu, dass ich mich wieder aus dem negativen Loch hieven kann.
Verständlich also, wenn ich dieses Muster unbewusst auch in meinen „normalen“ Alltag übernehme.

Wenn Dinge einfach Dinge bleiben, befreit es mich

Doch manchmal sind Menschen einfach unfreundlich und Züge verspäten sich. Diese Dinge haben nichts zu bedeuten. Sie passieren einfach.

Diese Erkenntnis ist vielleicht banal, aber in ihr steckt sehr viel Entlastendes. Denn wenn ich hinter jedem Ereignis eine Lektion oder ein Test sehe, bedeutet dies, dass alles, was um mich herum passiert, etwas mit mir zu tun haben muss.
Dies wiederum würde bedeuten, dass alles, was passiert, ich zu verantworten habe.
Krass oder? Wegen mir verspätet sich also der Zug und ich habe Einfluss auf die Stimmung des Verkäufers.

Der Volpe_Emotionen

Dies ist aber Quatsch. Und erkennt man diesen Quatsch erst einmal, versteht man auch, dass ich nicht für ALLES verantwortlich sein kann. Das ist befreiend.
Diese Erkenntnis hilft auch, um direkt zum Eigentlichen zu kommen: Ich akzeptiere die nervige Situation, kann sie dann aber wieder loslassen.

Wenn ich aber noch immer der Meinung wäre, dass ich daraus eine Lektion lernen müsste – und ich schlicht nicht draufkomme, was für eine Lektion das dann sein sollte – dann würde mich dies Tage, vielleicht Wochen beschäftigen.

Drum: Lasst die Dinge einfach mal Dinge sein. Und schaut, was dann passiert!

Kleiner Nachtrag: Wenn ich den Zug jeden Morgen verpasse, könnte dies vielleicht dann doch mit mir, beziehungsweise mit meinem Wecker zu tun haben. 😛

Herzlichst
Remo🦊

DER VOLPE_Lust auf eine Kurzgeschichte