Gestern war ich zu Gast im Basler Treff für queere Jugendliche namens „anyway“. Das Gesprächsthema war die Mentale Gesundheit.
So erzählte ich, wie das damals für mich war, als ich als 16-Jähriger die Diagnose Depression erhielt und wie mein Weg danach aussah.
Obwohl ich mich inzwischen sehr wohl fühle, über meine Erfahrungen zu reden, war der gestrige Abend ganz besonders für mich. Denn ich sprach zu jungen Menschen, die entweder keine, oder erst wenig (Selbst-)Erfahrung mit einer psychischen Krankheit haben. Darum wusste ich auch nicht, wie sie dieses Thema aufnehmen würden.
Wissen als Prävention für psychische Krankheiten
Fakt ist, dass etwa ein Drittel aller nicht-heterosexuellen Menschen einmal in ihrem Leben eine depressive Episode bzw. eine psychische Krankheit erfahren. Genau darum ist es mir ein grosses Anliegen, mit Jugendlichen über dieses Thema zu reden – am besten noch bevor sie zu dem einen Drittel gehören.
Warum? Ganz einfach. Ein Beispiel: In der Schule wird über die Sexualität aufgeklärt, damit die Jugendlichen bereits beim ersten Sex an das Kondom denken, um eine Teenagerschwangerschaft zu verhindern.
Genau darum geht es mir: Niemand kann jemand anderen von einer Depression oder dergleichen „retten“, aber wir können Wissen vermitteln, Dieses Wissen wiederum kann schlussendlich Leben retten.
Ich will den jungen Menschen zeigen und klar machen, dass, wenn sie eine dunkle Phase in ihrem Leben erleben, dass das normal ist. Auch wenn es sich unglaublich einsam anfühlt, sollten sie zumindest einmal gehört haben, dass es auch anderen Menschen so ergeht.
Denn ist dieses Wissen vorhanden, ist der erste Schritt zur Selbsthilfe oft sehr nah.
Und wenn sie sich dann noch im besten Fall daran erinnern, dass es unzählige Anlaufstellen gibt, wie „Die Dargebotene Hand“ oder verschiedenen Selbsthilfegruppen, ist das ideal.
Am Ende des Textes habe ich euch noch ein paar Anlaufstellen aufgelistet.
Wir alle können Teil der Prävention und somit auch der Heilung sein
Was passieren kann, wenn gerade junge Menschen mit ihren Sorgen und dunklen Gedanken alleine gelassen werden, ist uns allen klar.
Darum bitte ich dich – egal wer du bist – schau gut auf die Menschen in deinem Umfeld. Klar sind wir nicht für andere verantwortlich, aber wir können ein kleines Stück Verantwortung übernehmen und von unseren Erlebnissen erzählen. Denn meist reicht dies aus.
So entstehen diese wunderbaren Aha-Momente in denen unser Gegenüber versteht, was in ihm oder ihr möglicherweise vorgeht. Genau das passierte auch gestern Abend. Schlussendlich half meine Depression nicht nur mir, dass ich wieder ein gesünderes Leben lebe, sondern nun auch andere, die aus meinen Erfahrungen lernen, dass sie nicht alleine sind.
Anlaufstellen in der Schweiz
- 143, Die Dargebotene Hand (telefonische Beratung)
- Anlaufstellen in den verschiedenen Kantonen: depressionen.ch/notfall
- Kontakt zu „anyway“ und weiteren queeren Gruppierungen: anyway-basel.ch
Was für Anlaufstellen habt ihr in eurem Land?
Falls du von einer psychischen Krankheit betroffen bist: Was hättest du dir in den Jugendjahren gewünscht?
Ich wünsche euch tolle Gespräche und ein tolles Wochenende 😊
Herzlichst
Remo🦊