500’000 Menschen haben in der Schweiz Suizidgedanken. Es ist eine erschreckend hohe Zahl – bedenkt man, dass wir gerade mal 8,5 Millionen Einwohner zählen.
In meiner Familie und auch im Bekanntenkreis habe ich erlebt, wie Menschen den Weg des Suizids gingen. Zuerst wollte ich «den Weg des Suizids wählten» schreiben – doch diese Formulierung ist falsch: Kaum jemand, der sich suizidiert, wollte sterben.
80 Prozent künden ihren Suizid an
Das tönt vielleicht paradox. Aber grundsätzlich wollen wir Menschen leben – und manchmal fühlt es sich so an, als ob das Leben an sich nicht mehr machbar wäre. Der Tod scheint dann eine Lösung zu sein, um sich vom Leid zu befreien.
Über 80 Prozent künden ihren Suizid an. Heisst: Sie geben ihrem Umfeld kleine oder grössere Hinweise wie: «Wenn ich nicht wäre, dann ginge es allen besser», oder, «Manchmal will ich einfach nicht mehr aufwachen.»
Oft tun wir solche Aussagen ab und geben den Betroffenen «Tipps» wie: «Das kommt schon gut!», oder, «Hör auf, solch‘ dumme Gedanken zu haben».
Dabei handelt es sich dabei nicht um dumme Gedanken – sie sind Ausdruck von unvorstellbar grossem Leid.
Betroffene direkt darauf ansprechen
Es ist also ein Mythos, zu glauben, dass, wenn jemand über sein Suizidvorhaben spricht, es dann nicht tun wird. Wir als Angehörige, Partner oder Bekannte dürfen solche Aussagen nicht ignorieren. Sie geben uns die Möglichkeit, zu handeln.
Doch, wie? Indem wir die betroffene Person direkt darauf ansprechen.
Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass allein schon die Frage zu formulieren, ob jemand Suizidgedanken hat, anfangs unglaublich schwer fällt. Doch sie kann geübt werden.
Ein Kurs hilft Angehörigen, über Suizid zu reden
Ensa, ein Programm der Stiftung Pro Mente Sana, bildet seit 2018 Laien im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen aus. In diesem Artikel habe ich über diesen Erste-Hilfe-Kurs geschrieben.
Ein neuer Kurs beschäftigt sich ausschliesslich mit dem Thema Suizid. Ich habe ihn zwei Mal besucht – einmal für mich und einmal, um darüber zu berichten.
Dabei entstand dieses Video:
An dieser Stelle will ich betonen, dass wir zwar die Pflicht haben, anderen Menschen zu helfen, wir aber nicht verantwortlich für ihr Tun sind.
Es ist möglich, dass solche Gespräche einen Suizid verhindern können. Es ist aber auch möglich – aus welchen Gründen auch immer – dass die Gespräche nicht wirken. Merkt man das als helfende Person, holt man eine Fachperson hinzu.
Wir Helfenden sollten uns immer wieder bewusst machen, dass wir Hilfe anbieten – ob diese Hilfe aber auch angenommen wird, können wir nicht beeinflussen.
Wie gehst du damit um, wenn du merkst, dass es jemandem nicht gut geht?
Hast oder hattest du Suizidgedanken?
Wie bist du damit umgegangen?
Was wünschst du dir von deinem Umfeld?
Ich freue mich auf deinen Kommentar oder deine Mail!
Herzlichst
Remo🦊
HAST DU ODER JEMAND, DEN DU KENNST, SUIZIDGEDANKEN?
ODER HAST DU JEMANDEN DURCH SUIZID VERLOREN?
Hier findest du Hilfe:
Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirche
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Selbsthilfegruppen
Dargebotene Hand, Tel. 143
Pro Juventute, Tel. 147